Reisebericht: Polenfahrt 2024
Konzertreise des Orchesters des Collegium musicum Bonn nach Polen vom 28.09.2024 – 06.10.2024
Sonntag Abend – unsere erste Probe auf polnischem Boden findet in unmittelbarer Nähe zum alten Salzwerk in Wieliczka statt. Wir haben in den letzten zwei Tagen ungefähr 20 Stunden Busfahrt hinter uns, aber Rebekka kennt keine Gnade. Zum Glück ist in der Pause direkt Zeit, in die polnische Kultur einzutauchen: es gibt die sehnlichst erwarteten Pierogi zum Abendessen. Smaznego!
Am nächsten Tag geht es nach Katowice, eine Stadt ca. 80 km entfernt von Krakau, und direkt zu unserem ersten Konzert. Der wunderschöne Saal mit großer Orgel und schlichten Goldverzierungen hat einen völlig anderen Flair, als die Aula bei uns in Bonn – und klingt auch ganz anders. Es macht Spaß, die neuen Verhältnisse auszuprobieren.
Schneller als gedacht verklingt der letzte Ton und wir sind auf dem Weg zu unserem ersten Abend mit Krakau. Oder sollte man sagen, Krakaus erstem Abend mit uns? Denn jedes Mal, wenn ich für den Rest der Woche um eine Ecke gegangen bin, ist mir verlässlich jemand im schwarzen Collegiums-Pulli entgegengekommen. Dabei gibt es eigentlich noch so viele andere Studierende in Krakau…
Unser zweiter voller Tag in Krakau war konzertfrei, dafür aber umso intensiver. Alle, die wollten, haben eine Führung durch Auschwitz und Birkenau gemacht. Mich persönlich hat dieser Tag sehr mitgenommen. Ich fand es sehr schwer, auf die kleinen lila Blümchen zu schauen, die in Birkenau rechts und links der Todesrampe wachsen und mir bewusst zu machen, was für Unvorstellbares die Menschen dort erlebt haben. Einiges an Gedanken habe ich von dort mitgenommen und sie beschäftigen mich immer noch. Entsprechend froh war ich, dass wir da waren, um Musik zu machen, das hat mir irgendwie bei der Verarbeitung geholfen. Und, dass ich von so vielen netten Menschen umgeben war.
Am Mittwoch haben wir im Königsschloss von Niepołomice gespielt – einer sehr kleinen und hübschen Stadt. Mein persönliches Highlight hier war ein kleiner Junge, der in der ersten Reihe saß und bei der lautesten Stelle im Konzert eingeschlafen ist. In der Pause danach konnte man ihn schlafen hören…
Und dann hatte sich das Warten endlich gelohnt und für den Rest der Woche haben wir
Krakau tatsächlich auch bei Tageslicht zu Gesicht bekommen. Es hat mir sehr gut gefallen: super günstiges, leckeres Essen, schöne alte Häuser, an jeder Straßenecke eine Kirche und viel grün. Im Schokoladen-Café am Marktplatz gibt es himmlische heiße Schokolade und wir haben die Wawel besucht, die ehemalige Königsresidenz Polens. Sie besteht aus einem bunt zusammengewürfelten Haufen Gebäude aus den verschiedensten Epochen, den unser Stadtführer liebevoll als „mess“ bezeichnet hat. Eins prunkvoller als die anderen und das alles über einer Höhle, in der man echte Drachenknochen gefunden hat.
Vor allem die Philharmonie in Krakau ist wirklich schön. Es hat wirklich Spaß gemacht, darin zu spielen und am nächsten Abend sind wir außerdem in den Genuss von Dvořáks Cellokonzert im gleichen Saal gekommen. Unser letztes Konzert war wirklich ein krönender Abschluss. Vom Semester und den Konzerten in Polen, aber auch vor allem von unserer Zeit mit Rebekka Zastrow als unserer Dirigentin. Ein Abschied, der uns allen nicht leicht gefallen ist!
Wie es auf keiner Freizeit fehlen darf, war natürlich auch noch ein Wandertag im
Nationalpark eingeplant. Trotz strömendem Regen und herbstlichem Wetter war die
Wanderung eine schöne Gelegenheit, die vergangenen Tage Revue passieren zu lassen und die Natur war echt schön.
An unserem letzten Abend dann waren wir alle zusammen essen im geschichtsträchtigen jüdischen Viertel Krakaus und durften währenddessen live Klezmer-Musik hören, bevor wir um kurz vor Mitternacht alle wieder in den Bus gestiegen sind und Volker – der beste Busfahrer auf der Welt – uns sicher zurück Richtung Heimat gesteuert hat.
An alle, die diese tolle Zeit möglich gemacht haben: Dziekuje!!!